Mario Adorf: Ein deutscher Weltstar gibt sich die Ehre
Am 29. Mai 2024 löste Mario Adorf ein Versprechen ein. Der Weltstar besuchte das Deutsches Filminstitut und Filmmuseum (DFF) in Frankfurt. Dynamischen Schrittes sprang Adorf die Eingangsstufen hinauf ins Foyer des Museums. Diese Sportlichkeit hatte ich von einem über 90-Jährigen nicht erwartet. Nach einem exklusiven Empfang durch die „Freunde des DFF“ besuchte der Ehrengast die Dauerausstellung mit Begutachtung der Original „Blechtrommel“.
Im Anschluss leitete Moderator Urs Spörri das Foyergespräch mit Mario Adorf. In einer kurzweiligen Stunde wurden 70 Jahre seiner Filmgeschichte behandelt, die den deutschen Weltstar in 221 Rollen geprägt haben.
Nach der Veranstaltung konnten die Besucher den Film „Nachts, wenn der Teufel kam“ (1957) im angrenzenden Kinosaal sehen. Der Film wurde für einen Oscar nominiert, erhielt den Bundesfilmpreis und legte den Jungschauspieler zunächst auf Schurkenrollen fest. Durch eben eine solche Schurkenrolle, nämlich die des Banditen Santer in „Winnetou 1. Teil“ (1964), wurde Adorf einem großen Publikum bekannt. Manche Winnetou-Fans verzeihen ihm bis heute nicht, dass er die Schwester des Apachen-Häuptlings, Ncho-tschi (Marie Versini), erschossen hat.
Später folgten große Rollen im Rahmen des „Neuen Deutschen Film“ in Meisterwerken wie „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975), „Deutschland im Herbst“ (1978) oder „Die Blechtrommel“ (1979). Es folgte „Lola“ (1981) unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder. Spörri erwähnt auch die herrliche TV-Rolle des Generaldirektors Haffenloher in „Kir Royal“ (1986). Sogar auf TikTok ist Adorf ein Star, wo als Kurz-Clip seine legendäre Aussage „Ich scheiß dich zu mit meinem Geld“ verwendet wurde.
In „Maus und Katz“ (1993) kämpft Adorf im Frankfurt der 80er Jahre als Bürgermeister gegen das Milieu mit Bordellbetreibern und Prostituierten im Bahnhofsviertel. Seine Ehefrau spielte übrigens Brigitte Janner und Regie führte kein geringerer als Hajo Gies. Interessant in diesem Zusammenhang: Der Hessische Rundfunk weigerte sich damals den Film zu produzieren. Der WDR sprang ein, mit Drehorten u.a. in Duisburg. Vielleicht ein Verdienst der Schimanski-Regielegende Hajo Gies?
Neben Deutschland und Italien, wo Adorf in vielen internationalen Produktionen mitwirkte, sprach Spörri den Schauspieler auch auf seine Zeit in Hollywood an. Beispielhaft erwähnte er den amerikanischen Western „Major Dundee“ (1965), wo Mario Adorf neben internationalen Größen wie Charlton Heston, Richard Harris und James Coburn ein Sergeant spielt.
Mario Adorf war an diesem Abend voller Energie und geistiger Fitness. Unglaublich sein Erinnerungsvermögen im Gespräch. Im Anschluss nahm sich der deutsche Weltstar Zeit für Fotos und Autogramme. Den Trubel um seine Person genoss Adorf sichtlich und allen Beteiligten wird dieser Abend unvergesslich bleiben.