FLY ROCKET FLY - Mit Macheten zu den Sternen

Am 20. April 2024 lernte ich den Regisseur Oliver Schwehm (im Bild oben rechts) in Frankfurt/Main kennen. Anlass war die Vorführung seines Dokumentarfilmes "Fly Rocket Fly". Es handelt sich um die unglaubliche Geschichte eines Stuttgarter Ingenieurs und seiner Firma, der Orbital Transport- und Raketen AG (OTRAG). Das erste private Raumfahrtunternehmen weltweilt (gegründet am 17.10.1975 in Neu-Isenburg), das den meisten Deutschen unbekannt sein dürfte. Das Unternehmensziel: Mit Billigraketen Satelitten in eine Umlaufbahn um die Erde zu transportieren.

Die Billigrakete, die nur halb so viel kosten soll wie eine vergleichbare amerikanische Trägerrakete, hatte der Stuttgarter Diplomingenieur Lutz Kayser (31.03.1939 - 19.11.2017) mit seinem Team junger Techniker und Ingenieure entwickelt. Die 40 Meter hohe Rakete, deren Produktionskosten auf 10 Millionen Mark bei zehn Starts pro Jahr errechnet wurden, kann bis zu 2000 Kilogramm schwere Satelliten in eine Erdumlaufbahn transportieren. Voraussetzung: Sie explodiert nicht beim Start.

Das Verbot von Raketenstarts in Deutschland weiß Kayser zu umgehen. In Mobutu Sese Seko, dem Präsidenten der damaligen Demokratrische Republik Kongo (heute Republik Zaire), findet er einen Unterstützer, der der OTRAG ein gigantisches Versuchsareal von der Größe der früheren DDR verpachtet. Mitten im Dschungel entsteht ein Weltraumbahnhof, ein deutsches Cape Canaveral. Am 17. Mai 1977 erreichte eine sechs Meter hohe OTRAG-Rakete eine Höhe von fast 15 Kilometer. Der erfolgreiche Start weckte bei allen Beteiligten große Hoffnungen. Doch schon bald finden sich die jungen Unternehmer um Lutz Kayser im Mittelpunkt eines weltpolitischen Konflikts wieder.

Regisseur Oliver Schwehm erzählt in seinem spannenden Dokumentarfilm "Fly Rocket Fly" mit eindrucksvollen Originalaufnahmen und den Erzählungen vieler damals Beteiligten, u.a. Startdirektor Peter Sauter (im Bild ganz oben links) und Techniker Rainer Thomäe (im Bild ganz oben 2.v.r.), die wahre Geschichte der OTRAG. 

Eine wahnwitzige Mischung aus Abenteuergeschichte und Politthriller, aus Lausbubenstreich und Wirtschaftskrimi – angesiedelt zwischen „Fitzcarraldo“, „Lohn der Angst“ und „Tim und Struppi auf dem Mond“ (Pressestimme). Mehr hier: http://otrag.com/

Titelseite einer OTRAG Broschüre mit den Unterschriften von Techniker Rainer Thomäe (oben), Lutz Kayser und Peter Sauter (Startdirektor).

Das Startgeländer der OTRAG: Ein Hochplateau (Bildmitte) im zentralafrikanischen Zaire; damals Demokatrische Republik Kongo. Das gesamte Testgelände hatte die größe der damaligen DDR.

Start einer OTRAG-Rakete. Signiert von den beiden damaligen Techniken Peter Saute (links) und Rainer Thomäe.

Das Foto vom 24.11.1975 zeigt Startdirektor Peter Sauter mit dem wichtigsten Konstruktionsteil des Raketenantriebes, einem Verteilerkopf zum Einspritzen des Treibstoffes in die Brennkammer. (Foto: dpa)

Lutz Kayser (links) und Regisseur Oliver Schwehm auf Bikendrik Island. (Foto: Kinostar Filverleih)